Henter-Touren
2022 Golf von Neapel


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Beate & Pompeji & Vesuv

Es war Ostern 1969, als Beate als kleines Mädchen in dieser Gegend Urlaub machte. Wieder zu Hause, malte sie noch lange den Umriss des Vesuv und erzählte von dem Mosaik-Hund aus Pompeji. Auch über fünfzig Jahre später war noch der Wunsch vorhanden, erneut dorthin zu fahren und dies alles wiederzusehen.

Zunächst standen andere Urlaube an, dann kam Corona dazwischen, aber im Mai 2022 war es endlich soweit. Wir flogen für zwei Wochen nach Ercolano. Beate hatte akribisch alles recherchiert und geplant, Reiseführer studiert, besonders Sehenswertes ausfindig gemacht, die Unterkunft ausgesucht, Eintrittkarten online besorgt und für jeden Tag einen Plan erstellt, inkl. Vorschläge für die öffentlichen Verkehrsmittel.

Auf diese Weise bestens vorbereitet, starteten wir in einen Urlaub mit vollem Programm. Es hat sich gelohnt. Es lief perfekt ab, war ausgesprochen interessant, aber mitunter auch körperlich wie geistig erschöpfend.


 

Museen & Ausgrabungsstätten

Die Vorbereitungen lagen im März/April 2022, als in Italien noch viele Corona-Auflagen bestanden. So wurde oft die vorherige online Reservierung mit engen Zeitfenstern und Kauf von passenden Eintrittskarten gefordert. Vor Ort im Mai hat sich dafür keiner mehr interessiert, vielleicht weil zu dem Zeitpunkt die meisten Corona-Auflagen beendet waren.

Wer Museen oder Ausgrabungsstätten besucht, sollte "flexible 50 % Erwartungen" haben. Einige Bereiche sind gesperrt, andere nur zu bestimmten Zeiten oder Tagen zugänglich, besondere Räume mit Sonderveranstaltungen belegt und Sehenswürdigkeiten gerade zur Restauration bzw. an andere Museen ausgeliehen. Ausnahmen wie Villa di Oplontis oder Herculaneum bestätigen diese Regel.

Manchmal muss man seinen Daypack an der Garderobe abgeben. Die Infrastruktur mit Toiletten oder Gastronomie ist gut, die Eintritts- und Verpflegungpreise angemessen. Hier bestätigt Pompeji mit sehr hohen Preisen und langen Strecken zur Toilette diese Regel.

 

Archäologie

Liebhaber von Archäologie und Leben vor 2000 Jahren werden reichlich fündig. Pompeji kennt jeder. Herculaneum, Oplontis, Stabiae, Boscoreale und zahlreiche kleinere Plätze runden das Angebot ab. Alles was dort für besonders wertvoll erachtet wurde, findet sich heute im Museo archeologico nazionale di Napoli. Ein Besuch dieses Museums ist für ernsthaft Interessierte daher eine lohnenswerte Pflicht.

Wer wenig Zeit hat, sollte am Morgen zunächst Oplontis besuchen und den Rest des Tages in Herculaneum verbringen. Mit etwas mehr Zeit empfiehlt sich am zweiten Tag das Museum in Neapel. Erst danach sollte man über Pompeji nachdenken: Die Wege sind zeitaufwendig weit, die Reisegruppen sind zahlreich, die Preise für Eintritt und Verpflegung sehr hoch, die Entfernung zur Toilette u.U. kritisch und besondere Mosaike, Skulpturen oder Malereien befinden sich ohnehin im Museum in Neapel.

 

Vulkane & Geologie

Einer der bekanntesten Vulkane ist der Vesuv. Einer der gefährlichsten Vulkane sind die Campi Flegrei. Beide liegen am Golf von Neapel und man kann am Kraterrand des Vesuv wandern. Das war es. Die Solfatara, ein aktiver Krater der Campi Flegrei, ist weiträumig abgesperrt und das moderne Überwachungszentrum in Neapel (siehe Bild) ist nicht öffentlich. Wer sich für Vulkane interessiert, findet eher in der Eifel sein Glück.

Vielschichtige dicke Ablagerungen aus unterschiedlichen Ursachen erlauben in Pompeji, Herculaneum oder an der Villa Oplontis die detaillierten Abläufe der Katastrophen abzulesen. Eigentlich. Die Schichten bleiben für den Besucher aber unkommentiert. Interessante Infotafeln wie zB. an der Wingertsbergwand fehlen.

 

Italiener

Pauschale Urteile über Menschen sind zwar kritisch, aber wir haben Eindrücke bekommen. Die Menschen mit denen wir zu tun hatten, waren angenehm freundlich und hilfsbereit. Dabei war es egal, ob wir Laufkundschaft im Feinkostladen oder "Stammkunde" im Supermarkt waren. Ältere Italiener haben uns auch hilfsbereit angesprochen, wenn wir einen unsicheren/verwirrten Eindruck machten oder um uns auf Taschendiebe in der Nähe hinzuweisen. An unangenehmen Erfahrungen bleiben lediglich zwei Touristenrestaurants, in denen wir ignoriert bzw. hingehalten wurden ...bis es uns zu blöd wurde.

 

ÖPNV

Wir haben in der Zeit ausschließlich den ÖPNV genutzt. Es ergab sich so, vor allem weil Ercolano wunderbar zwischen all den Sehenswürdigkeiten liegt und die Ferrovia Circumvesuviana ein unkompliziertes Rückgrat bildet.

Die Fahrzeit von Ercolano in das Zentrum von Neapel betrug 15 Minuten. Die Wartezeit wegen Verspätungen lag öfter im gleichen Rahmen. Fahrkartenautomaten, besonders an Bushaltestellen, sind häufig außer Betrieb, gerade nicht vorhanden oder - gerade für die Metro - fürchterlich langsam. Am Schalter, falls vorhanden, bekommt man die Fahrkarte schneller, auch wenn zwei Leute vor einem dran sind. Durch die zahlreichen Verkehrsbetrieben ist es in Neapel nicht immer leicht, die richtige Verbindung und die richtigen Fahrkarten zu besorgen.

Von diesen kleinen Herausforderungen abgesehen, ist der ÖPNV mit seiner dichten Taktung eine Empfehlung, zudem man mit Taxi oder Mietwagen oft nicht schneller wäre.

 

Sonstiges

Die Bürgersteige sind oft schmal, mit fehlenden Platten oder anderen Stolperstellen, die Bordsteine mitunter hoch, Treppen sind reichlich anzutreffen, Rampen oder Aufzüge für Behinderte sucht man vergeblich und die Ausgrabungsstätten haben oft besonders großes und unebenes Kopfsteinpflaster (in Pompeji gibt es einen Pfad für Rollstuhlfahrer). Wir empfanden festes Schuhwerk bzw. knöchelhohe Wanderschuhe als weniger ermüdend als leichte Freizeitschuhe.

Unbedingt probieren: In und um Neapel gibt es die beste Pizza. Dieses UNESCO-Weltkulturerbe ist ein Erlebnis, das selbst die Pizzen von unserem "Lieblingsitaliener" deklassiert. Fangfrische Fische und Meeresfrüchte sind eine weitere Delikatesse der Region. Was immer geht: einen leckeren Kaffee bekommen. Bei der Restaurantwahl gilt: Abseits von touristischen Brennpunkten, in den Seitenstraßen, findet man die Italiener, welche gerne gut und günstig essen. Bei Restaurants mit erhöhten Preisen, Schickimicki oder Touristen ist Vorsicht angebracht.

Urlaub soll es sein. Beate hatte ein volles Programm ausgearbeitet. Das war unser Basisplan, auf den konnten wir bauen. Wir haben ihn dann im Urlaub je nach Zeit, Wetter und Lust flexibel & spontan angepaßt. So haben wir bösen Streß vermieden, sind mit Freude zu all den Sehenswürdenkeiten und erholt wieder nach Hause gekommen.

 

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Bernard Henter, Am Flugfeld 33, 40489 Düsseldorf, Tel 0211-404113, email info@henter.name